Appetitlosigkeit im Alter
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Appetitlosigkeit im Alter

Appetitlosigkeit im Alter vermeiden: Ernährungstherapie mit Normalkost und Speisenanreicherung

Gesund alt werden? Wer möchte das nicht. Die Ernährung ist hierbei ein wichtiger Schlüssel. Sie hilft uns, leistungsfähig zu bleiben und sich wohl zu fühlen. Mangelnder Appetit aufgrund von körperlichen Veränderungen im Alter, Pflegebedürftigkeit oder Erkrankungen können das Ess- und Trinkverhalten jedoch beeinflussen und zu Gewichtsverlust oder sogar zu einer Mangelernährung führen. Um den Teufelskreis aus Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme und Mangelernährung zu durchbrechen, steht am Anfang die Ursachenforschung. Denn nur wenn die Ursachen bekannt sind, ist eine gezielte und effektive Ernährung möglich.

Ursachen von Appetitlosigkeit im Alter

Kein Appetit? Aber warum? Die Ursachen von Appetitlosigkeit sind sehr vielfältig und gerade im Alter nicht einfach zu erkennen. 

Ursächlich für mangelnden Appetit können sein:

  • altersphysiologische Veränderungen, wie z.B. nachlassender Geruchs-, Geschmacks- und Sehsinn sowie ein frühzeitiges und langandauerndes Sättigungsgefühl,
  • Kaubeschwerden, z.B. durch schlechtsitzende Zahnprothesen,
  • Mobilitätseinschränkungen,
  • Einsamkeit und Isolation,
  • nachlassende geistige Fähigkeiten, z.B. durch Demenz,
  • Erkrankungen, z.B. Krebs,
  • oder Medikamente.

Wie äußert sich Appetitlosigkeit bei älteren Menschen und was sind die Folgen?

Appetitlosigkeit im Alter äußert sich zunächst oft durch ein vermindertes Durst- und Hungergefühl, also geringem Verlangen nach Essen und Trinken. Bereits wenige Tage ohne eine ausreichende Versorgung mit Energie und Nährstoffen über die Ernährung beeinflusst spürbar den Ernährungs- und Allgemeinzustand bei Senioren. 

Die Auswirkungen von Appetitlosigkeit zeigen sich zunächst sehr unspezifisch, z.B. in Form

  • von Müdigkeit,
  • Kraftlosigkeit,
  • Antriebslosigkeit,
  • Krankheitsanfälligkeit,
  • Verdauungsbeschwerden und Bauchschmerzen
  • und Gewichtsabnahme.

Vor allem ungewollter Gewichtsverlust ist für ältere Menschen fatal, denn nicht nur das Fettgewebe wird abgebaut, sondern auch die fettfreie Körpermasse (z.B. Muskelmasse). Dies führt schnell zu Funktionsverlusten und Bewegungseinschränkungen.

Stellen Sie eines oder mehrere der genannten Symptome fest, sollten Sie wachsam sein. Denn aus Appetitlosigkeit kann sich schnell eine Mangelernährung entwickeln, also ein Mangelzustand an Energie, Eiweiß und / oder anderen Nährstoffen, wie z.B. Vitaminen, mit weitreichenden Folgen für die Gesundheit. Durch das Einleiten einer Ernährungstherapie ist Appetitlosigkeit, ein daraus resultierender Gewichtsverlust und eine Mangelernährung behebbar.  

Appetitlosigkeit: Behandlung und Maßnahmen

Bei der Wahl geeigneter Maßnahmen für die Ernährungstherapie bei Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Mangelernährung gilt es, die natürliche Nahrungszufuhr so weit wie möglich auszuschöpfen und zu erhalten. Daher erfolgt die Ernährungstherapie nach einem Stufenprinzip. Die erste Stufe fokussiert die Normalkost bzw. deren Modifikation, die energetische Nahrungsanreicherung, Sonderkostformen sowie Diät- und Ernährungsberatung. Zudem gibt es daneben eine Vielzahl an einfachen und zugleich wirkungsvollen Allgemeinmaßnahmen zur Behandlung von Appetitlosigkeit und zur Verbesserung der Nahrungsaufnahme. 

Energiereiche und ernährungsphysiologisch hochwertige Wunschkost

Der deutsche Philosoph Ludwig Feuerbach sagte bereits im 19. Jahrhundert: „Du bist was Du isst“. Eine gesunde Ernährung ist für unser körperliches Wohlbefinden sehr wichtig. Ernährungsexperten empfehlen daher nicht nur für gesunde Menschen eine ausgewogene Lebensmittelauswahl mit möglichst vielen verschiedenen Energie- und Nährstofflieferanten, um den Bedarf an Eiweißen, Fetten und Kohlenhydraten sowie allen wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen sowie Ballaststoffen zu decken. Gerade für Menschen mit Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust und daraus resultierender Mangelernährung ist die passende Lebensmittelauswahl besonders wichtig, um Nährstoffdefizite auszugleichen. Herausfordernd ist hierbei, dass Betroffene oft nur wenig Hunger und Durst haben und keine großen Mengen zu sich nehmen können. Wählen Sie daher bei Appetitlosigkeit ernährungsphysiologisch hochwertige Lebensmittel, die  

  • leicht verdaulich und bekömmlich sind,
  • abwechslungsreich und appetitanregend sind,
  • den Geschmack und die Vorlieben des Betroffenen berücksichtigen (Wunschkost)
  • und eine hohe Energie- und Nährstoffdichte aufweisen, wie z.B. Nüsse, Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte, Obst und Milchprodukte.

Zudem empfehlen wir, besser mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich zu nehmen, als wenige große Portionen. Es gilt: Wann immer Appetit verspürt wird, sollte gegessen werden – egal ob die letzte Mahlzeit erst eine Stunde zurückliegt oder es mitten in der Nacht ist. Essen Sie, wenn Sie die Lust dazu verspüren. Außerdem sollten Diätvorschriften die Ernährungsversorgung nach Möglichkeit nicht weiter einschränken. 

Nahrung anreichern zur Steigerung der Energiedichte bei Appetitlosigkeit

Eine gehaltvolle Zubereitung der Mahlzeiten ist bei ungewolltem Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit besonders wichtig. Zur Steigerung der Energie- und Nährstoffaufnahme bei Appetitlosigkeit kann eine Nahrungsanreicherung hilfreich sein. Dabei kann man zwischen der Anreicherung mit natürlichen Lebensmitteln und Produkten zur Nährstoffergänzung unterscheiden. 

Appetitlosigkeit: Lebensmittel zum Anreichern

So gelingt das Anreichern mit natürlichen Lebensmitteln

  • Nutzen Sie Vollmilchprodukte statt fettreduzierter Milchprodukte.
  • Bevorzugen Sie energiereiche Getränkge statt Mineralwasser, wie z.B. Gemüse- und Obstsäfte, Milchshakes oder Smoothies.
  • Aber bitte mit Sahne…. Reichern Sie Speisen mit Extrakalorien an, wie z.B. durch Zugabe von Sahne, Butter, Öl, Crème fraîche, fettem Käse, Nüssen oder Speckwürfeln. 

Reichen die erwähnten Maßnahmen nicht aus, um die Energie- und Nährstoffversorgung zu verbessern, können die Speisen zusätzlich durch hochwertige Eiweiß- oder Kohlenhydratpulver sowie energiereiche Fettemulsionen angereichert werden. 

Mit Kohlenhydraten, wie Maltodextrin oder Dextrose lassen sich nahezu alle flüssigen oder passierten Speisen kalorienreich aufwerten, ohne die Menge der zu verzehrenden Speisen zu erhöhen. Diese Produkte sind meist geschmacksneutral und daher auch sehr gut für herzhafte Gerichte geeignet. 

Zur Erhöhung des Proteingehalts können Eiweißpulver z.B. in Suppen, Soßen und Kaltspeisen eingerührt werden. 

Fettemulsionen eignen sich vor allem zum Anreichern von herzhaften Speisen oder können pur als Energie-Shot eingenommen werden.  

Neben Eiweiß- und Kohlenhydratpulver oder Fettemulsionen eignen sich auch Instant Ernährungspulver zu Unterstützung einer vollwertigen Ernährung und Nährstoffversorgung. Die Pulvernahrungen sind vollständig bilanziert, d.h. sie versorgen den Körper sowohl mit energieliefernden Nährstoffen (Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß) als auch mit allen unverzichtbaren Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. So kann eine ausgewogene und gesunde Ernährung sichergestellt werden. Im Gegensatz zu Produkten zur Nährstoffergänzung eignen sich die Ernährungspulver zur Herstellung einer Trinknahrung als auch zum Anreichern von Speisen und Getränken und können vom Arzt verordnet und den Krankenkassen erstattet werden.

Auf dem Markt stehen Ihnen unterschiedliche Nahrungsergänzungsmittel zum Anreichern von Speisen bei Appetitlosigkeit zur Verfügung. Hier finden Sie ein paar Produktbeispiele: 

Maltodextrin (Kohlenhydratpulver)

  • Lovital® Maltodextrin von CuraProducts

Eiweißpulver

  • Lovital® Pro 8.5 von CuraProducts
  • Instant Protein von Nestlé Health Science

Fettemulsion

  • Fresubin® 5 kcal shot von Fresenius Kabi
  • Calogen® von Nutricia

Ernährungspulver

  • Palenum von Nestlé Health Science (normokalorisch, eiweißreich, verordnungsfähig),
  • Resource Complete von Nestlé Health Science (eiweiß- und kohlenhydratreich, verordnungsfähig).
Trinknahrung bei Appetitlosigkeit

Praxistipp bei Appetitlosigkeit: Trinknahrung

Auch verzehrfertige Trinknahrungen in flüssiger Form eignen sich zum Anreichern von Speisen und zum Kochen bei Appetitlosigkeit. Vor allem mit Trinknahrungen mit neutralem Geschmack lassen sich leckere und energiereiche Mahlzeiten zubereiten. 

Zu den Rezeptideen

Appetitlosigkeit: Allgemeinmaßnahmen zur Steigerung der Nahrungsaufnahme

Ernährungsmaßnahmen, wie die Versorgung mit attraktiver, energiereicher und hochwertiger Wunschkost, sind die Grundvoraussetzungen, um Appetitlosigkeit entgegenzuwirken und eine drohende oder bestehende Mangelernährung zu behandeln. Doch die Nahrung selbst ist nicht das einzige, was bei Appetitlosigkeit und Mangelernährung hilft. Es gibt viele einfache, aber sehr wirkungsvolle Allgemeinmaßnahmen, die dazu beitragen, die Nahrungsaufnahme zu unterstützen und den Appetit zu fördern. 

Wussten Sie, dass insbesondere ältere Menschen bei Appetitlosigkeit nachweislich mehr Nahrung zu sich nehmen, wenn Sie gemeinsam mit anderen Menschen essen? Auch die Essatmosphäre hat einen entscheidenden Einfluss auf die Menge der verzehrten Nahrung. Dies ist sogar wissenschaftlich belegt.  

Eine essfördernde Umgebung gestalten

Essen in Gesellschaft steigert Appetit

Durch die Schaffung einer ruhigen und angenehmen Atmosphäre während des Essen können Sie Appetit und Essmenge entscheidend beeinflussen. Mit folgenden Maßnahmen können Sie die Nahrungsaufnahme fördern:

  • Mahlzeiten in Gesellschaft mit anderen Menschen einnehmen,
  • ansprechende Tischgestaltung mit Tischdecke, schönem Geschirr und jahreszeitlich passendem Tischschmuck,
  • appetitanregende Gerüche, wie z.B. Kaffeeduft oder Bratenduft,
  • Ablenkungen und Störungen beim Essen vermeiden, wie z.B. Fernsehen,
  • entspannte Atmosphäre schaffen, z.B. durch leise Musik im Hintergrund. 

Ideen zur Anregung des Appetits bei älteren Menschen

Appetitanregend: Körperliche Aktivität

Mit ein paar einfachen Tipps können Sie den Appetit anregen und vielleicht auch wieder mehr Lust und Freude am Essen finden.  

  • Körperliche Aktivität und Bewegung fördern den Appetit.
  • Frische Luft macht hungrig. Planen Sie daher täglich einen kleinen Spaziergang ein. Auch das regelmäßige Lüften des Esszimmers kann hierzu beitragen.
  • Nehmen Sie vor dem Essen einen Aperitif oder ein Glas Wein ein, um den Appetit anzuregen.
  • Das Auge isst mit - optisch ansprechende Mahlzeiten wirken sich ebenfalls positiv auf den Appetit aus.
  • Zwischenmahlzeiten regen den Appetit an. Vor allem Fingerfood, kleine Häppchen oder Gebäck eignen sich hierfür besonders gut.
  • Frische Kräuter und Gewürze regen den Appetit an und fördern den Geschmack. Gerade wenn der Geschmackssinn nachgelassen hat sollten Sie Speisen kräftig würzen und aromatisch zubereiten. 
  • Ingwer fördert den Appetit. Bereiten Sie sich z.B. einen Ingwertee vor dem Essen zu oder probieren Sie etwas geriebenen Ingwer im morgendlichen Orangensaft. 

Pflegerische Maßnahmen bei Appetitlosigkeit und Mangelernährung zur Verbesserung der Nahrungsaufnahme

Pflegerische Unterstützung beim Essen

Liegt eine körperliche und oder geistige Beeinträchtigung beim Betroffenen vor, die die Nahrungsaufnahme behindert, ist eine pflegerische Unterstützung bei den Mahlzeiten sehr wichtig. 

Pflegerische Maßnahmen zur Unterstützung und Förderung einer ausreichenden Ernährung sind z.B. 

  • Unterstützung bei der Einnahme einer aufrechten Sitzhaltung, nach Möglichkeit am Tisch,
  • Hilfe beim Kleinschneiden der Speisen,
  • Aufforderung zum Essen und Trinken bis hin zur Eingabe des Essens,
  • Unterstützung der Eigenmotorik (z.B. Essbesteck führen),
  • Beobachtung und Dokumentation des Ess- und Trinkverhaltens (z.B. Verhaltensveränderung, Veränderung der Ess- und Trinkmenge).

Manchmal ist es zudem notwendig, professionelle Hilfe beim Einkaufen oder Zubereiten des Essens in Anspruch zu nehmen. So kann z.B. Essen auf Rädern eine wertvolle Unterstützung zur Sicherstellung einer regelmäßigen und ausgewogenen Nahrungsaufnahme sein. 

Unterstützung der Nahrungsaufnahme durch den Einsatz von Hilfsmitteln

Neben der pflegerischen Unterstützung bei den Mahlzeiten kann der Einsatz geeigneter Hilfsmittel bei körperlichem Gebrechen und Behinderung beim Essen die Selbstständigkeit fördern. Gängige Hilfsmittels zur Verbesserung der Nahrungsaufnahme sind z.B. 

  • Schneidehilfen,
  • Besteck mit Griffband,
  • Tellerranderhöhung,
  • Schnabelbecher mit 2 Griffen,
  • spezielle Brett und Tellersysteme,
  • Besteck mit Griffverstärkung.

Hilfsmittel zur Unterstützung der Nahrungsaufnahme erhalten Sie z.B. im Sanitätshaus vor Ort. 

Appetitlosigkeit: Professionelle Unterstützung durch Ernährungs- und Diätberatung

Haben Sie weiterhin keinen Appetit und fällt das Essen trotz der eingeleiteten Maßnahmen schwer bzw. schaffen Sie es trotz großer Anstrengung nicht, zuzunehmen oder Ihr Gewicht stabil zu halten, dann holen Sie sich professionelle Unterstützung. Im Rahmen der Ernährungs- und Diätberatung finden die Ernährungsexperten eine passende Lösung für Ihre individuelle Problemsituation. In einem ersten Gespräch wird meist zunächst geklärt, welche Ursachen Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Mangelernährung haben, wie aktuelle Essgewohnheiten aussehen oder inwiefern sich die Wohnsituation oder soziale Aspekte auf die Ernährung auswirken. 

Anschließend kann der Ernährungsberater die für Sie passenden ernährungstherapeutischen Maßnahmen gegen Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Mangelernährung auswählen. Zudem kann Sie dieser unterstützen bei Fragen 

  • zu energiereichen Rezepten für den Alltag,
  • zum Anreichern von Nahrung
  • sowie bei Bedarf zum Einsatz von medizinischer Trinknahrung

In der Regel kann Ihnen Ihre Krankenkasse helfen, einen Ernährungsberater vor Ort zu finden. Fragen Sie diese, ob Sie Ihnen eine Liste mit anerkannten Ernährungsberatern in Ihrer Nähe zur Verfügung stellen kann.

Ernährungsberater vor Ort finden Sie auch online unter: 
Ernährungsberater der DGE 
Diätassistenten des VDD

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