Schluckstörung (Dysphagie) und Ernährung
Schluckstörung (Dysphagie) und Ernährung
Schluckstörung (Dysphagie) und Ernährung

Ernährung bei Schluckstörung (Dysphagie): Wenn Kauen und Schlucken schwerfallen

Haben Sie beim Essen und Trinken schon einmal über das Kauen und Schlucken nachgedacht? Vermutlich nicht, denn Kauen und Schlucken sind die natürlichsten Dinge der Welt. Wir schlucken etwa 1.500-2.000-mal pro Tag, ohne diesem Vorgang besondere Aufmerksamkeit zu schenken. 

Sich beim Essen zu unterhalten, im Gehen ein Eis zu essen oder beim Radfahren zu trinken ist ganz selbstverständlich und passiert völlig unbewusst, obwohl der Schluckvorgang ein hoch komplexes und ausgeklügeltes Zusammenspiel von Nerven und Muskeln ist, an dem mehr als 50 Muskelpaare und 5 Hirnnerven beteiligt sind.

Erst beim Auftreten von Problemen beim Kauen oder Schlucken wird klar, was für ein komplexer Vorgang das Schlucken darstellt. Die Häufigkeit dieses Problems wird oftmals unterschätzt: Etwa 5 Millionen Menschen in Deutschland sind von einer Schluckstörung, fachsprachlich Dysphagie genannt, betroffen. 

Schluckstörung Ursachen: Wie wird diese ausgelöst?

Am häufigsten entstehen Schluckbeschwerden in Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen. Experten bezeichnen diese Form deshalb auch als neurogene Dysphagie. Sie tritt vor allem bei diesen neurologischen Krankheitsbildern auf:  

  • Schlaganfall (Apoplex),
  • Schädelhirn-Trauma,
  • M. Parkinson,
  • Multiple Sklerose,
  • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
  • Demenz / Alzheimer. 

Neben den verschiedenen neurologischen Erkrankungen sind oftmals Kopf-Hals-Tumore, Krebserkrankungen, Verengungen oder Entzündungen in der Speiseröhre (Ösophagus), Schleimhaut-Ausstülpungen (Divertikel) im Rachen oder Nebenwirkungen von Bestrahlung und Chemotherapie bei HNO-Tumoren ursächlich für Probleme beim Schlucken.

Auch bedingt durch den normalen Alterungsprozess steigt das Risiko einer Schluckstörung. Grund hierfür ist die nachlassende Muskelkraft des Körpers bei älteren Menschen, sowie eine Verschlechterung der Sensorik und Koordination.

Was passiert bei einer Schluckstörung (Dysphagie)?

Um zu verstehen, was bei einer Schluckstörung passiert, ist es sinnvoll zunächst den „normalen“ Schluckvorgang zu kennen. 

Abbildung des normalen Schluckvorgangs

Gesundes Schlucken

Der Schluckvorgang beginnt im Mund. Die Nahrung wird über den Mund aufgenommen, zerkleinert und mit Speichel vermischt, bis sie die richtige Konsistenz zum Schlucken hat (= orale Vorbereitungsphase). 

Die Zunge schiebt den Speisebrei nun nach hinten in den Rachen und löst dadurch den Schluckreflex aus (= orale Transportphase). Jetzt wird der Speisebrei mit Hilfe der Zungen- und Rachenmuskulatur durch den Rachen transportiert. Währenddessen verschließt der Kehldeckel den Eingang zur Luftröhre und verhindert so ein Eindringen des Speisebreis in die Luftröhre und Lunge (= pharyngeale Phase). Der Speisebrei wandert nun weiter durch die Speiseröhre bis in den Magen und die Atemwege sind wieder frei (= ösophageale Phase).

Schluckstörung (Dysphagie): Abbildung des Schluckvorgangs

Schluckvorgang bei einer Schluckstörung

Eine Dysphagie ist eine Störung des Schluckvorgangs (abgeleitet aus dem griechischen Wörtern dys = Störung und phagein = essen). Der Transport von Speichel, Nahrung und Flüssigkeiten vom Mund bis in den Magen ist hierbei beeinträchtigt. 

Dadurch besteht die Gefahr einer Aspiration, d.h.  dass Speichel, Nahrung oder Flüssigkeiten ungewollt in die Atemwege und Lunge gelangen und dort zu einer Lungenentzündung, (Aspirationspneumonie), zu Luftnot oder Erstickungsanfällen führen. 

Stille Aspiration

Der Hustenreflex schützt uns im Normalfall davor, dass Nahrung in die Lunge gelangt. Durch das Husten wird die Nahrung wieder in den Rachen befördert und kann erneut geschluckt werden.

Ein besonderes Risiko bei einer Schluckstörung stellt die sogenannte „stille Aspiration“ dar. In diesem Fall fehlt der Hustenreiz, wodurch das Verschlucken oft unerkannt bleibt. Hierdurch steigt das Risiko einer Lungenentzündung deutlich an.

Von einer Schluckstörung betroffene Menschen essen und trinken zudem oftmals zu wenig. Es besteht die Gefahr der Austrocknung des Körpers (Dehydration) sowie einer unzureichenden Nährstoffzufuhr (Mangelernährung). Soziale Isolation und damit eine Beeinträchtigung der Lebensqualität ist ebenfalls zu beobachten.  

Anzeichen einer Schluckstörung: Wie erkenne ich diese?

Eine Schluckstörung kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Der Zustand kann von leichten Beschwerden bis hin zu schwerwiegenden Störungen reichen, die das Kauen und Schlucken unmöglich machen. Vor allem leichtere Probleme beim Schlucken werden vom Betroffenen selbst oftmals nicht erkannt. 

Daher ist es nicht leicht, die Anzeichen einer Schluckstörung eindeutig zu erkennen. Manche Symptome treten zudem zeitlich verzögert auf, wie z.B. eine Lungenentzündung durch Aspiration oder ein Gewichtsverlust

Verschlucken oder Husten beim Essen können erste Anzeichen einer Dysphagie sein. Aber verschluckt sich nicht jeder Mensch einmal? Und habe ich deshalb Probleme beim Schlucken? Sicherlich nicht. Entscheidend ist hierbei die Häufigkeit des Auftretens der Symptome vor allem im direkten Zusammenhang mit der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. 

Husten, Verschlucken und Würgen bei der Nahrungsaufnahme können auf eine Schluckstörung hindeuten.

Weitere Symptome einer Schluckstörung

Neben Husten, Verschlucken und Würgen beim Essen können auch folgende Anzeichen auf eine Schluckstörung hinweisen:  

  • häufiges Räuspern,
  • heisere, brodelnde oder feuchte Stimme wie bei einer Erkältung,
  • Wiederhochkommen von Essen aus Mund oder Nase (Regurgitation),
  • unkontrolliertes Herauslaufen von Speichel oder Nahrung aus dem Mund,
  • Nahrung verweilt lange im Mund,
  • Gefühl des Steckenbleibens von Nahrung im Hals,
  • wiederholtes Auftreten von Lungenentzündungen.

Machen Sie den Selbsttest Dysphagie. Anhand von einfachen Fragen können Sie herausfinden, ob bei Ihnen oder Ihrem Angehörigen das Risiko einer Schluckstörung vorliegen könnte.

Selbsttest Dysphagie

  • Haben Sie Schwierigkeiten beim Kauen oder Schlucken von festen Speisen?
  • Haben Sie Schwierigkeiten beim Schlucken von Flüssigkeiten?
  • Verschlucken Sie sich häufig?
  • Müssen Sie sich oft räuspern?
  • Müssen Sie beim Essen oft husten?
  • Verbleibt die Nahrung ungewollt längere Zeit im Mund und lässt sie sich nicht schlucken?
  • Müssen Sie mehrmals hintereinander schlucken?
  • Haben Sie Angst vor dem Schlucken?
  • Verspüren Sie ein Kloßgefühl im Hals bzw. Schmerzen oder Brennen in der Speiseröhre?
  • Haben Sie Probleme beim Schlucken von Tabletten?
  • Haben Sie einen sehr trockenen Mund?
  • Passiert es, dass die Nahrung am Gaumen kleben bleibt?
  • Kommt Ihnen beim Kauen oder Schlucken das Essen wieder aus dem Mund?
  • Kommt Ihnen beim Schlucken etwas in die Nase?
  • Bleibt nach dem Schlucken Nahrung oder Flüssigkeit im Mund zurück?
  • Trinken Sie viel Flüssigkeit, damit die Nahrung leichter heruntergeschluckt werden kann?
  • Beißen Sie sich beim Kauen auf die Zunge oder in die Wange?
  • Empfinden Sie Mahlzeiten als anstrengend?
  • Haben Sie in letzter Zeit ungewollt an Gewicht verloren oder fühlen Sie sich kraftlos?
  • Vermeiden Sie Essen in Gesellschaft oder in der Öffentlichkeit?

Sollten Sie mindestens 3 Punkte mit "Ja" beantworten, empfehlen wir Ihnen, das Ergebnis mit Ihrem behandelnden Arzt zu besprechen, denn es könnte eine Schluckstörung bei Ihnen oder Ihrem Angehörigen vorliegen

Wie wird eine Schluckstörung festgestellt?

Zur Diagnose einer Schluckstörung (Dysphagie) wird Ihr Arzt im ersten Schritt ein ausführliches Gespräch mit Ihnen führen. Mit gezielten Fragen zur Krankheitsgeschichte kann der Arzt gleich den richtigen Weg bei der Diagnostik einschlagen. Danach folgt die Untersuchung aller am Schluckvorgang beteiligten Organe. 

Schluckversuche, z.B. mit Wasser oder mit Nahrung in unterschiedlichen Konsistenzen (breiförmig, flüssig, fest), lassen zusätzlich Rückschlüsse zur Art und Schwere der vorliegenden Dysphagie zu. 

Da ein großer Teil des Schluckvorgangs von außen nicht sichtbar ist, können bildgebende Verfahren, bei denen das Schlucken von innen zu sehen ist, wertvolle Hilfe bei der Diagnosestellung leisten. Zu diesen Diagnosemöglichkeiten zählen die Videoendoskopie und die Videofluoroskopie.

Aufgrund der Untersuchungsergebnisse kann das Vorliegen einer Schluckstörung sicher bestätigt sowie zielgerichtete Maßnahmen zur Behandlung eingeleitet werden. 

Videoendoskopie (FEES, Flexibel Endoscopic Evaluation of Swallowing)

Bei der Videoendoskopie wird ein dünnes Endoskop über die Nase eingeführt mit dessen Hilfe der Arzt den Schluckvorgang genau beobachten kann.

Videofluoroskopie (VFSS, Videofluoroscopic Swallowing Study)

Bei der Videofluoroskopie wird Nahrung in unterschiedlicher Konsistenz mit Kontrastmittel versetzt. Der Schluckvorgang der verschiedenen Nahrungen wird mittels Röntgenaufnahme per Video verfolgt und zeigt so alle Bewegungsvorgänge und somit eine mögliche Störung ganz genau an.

Wie wird eine Schluckstörung behandelt?

Die Behandlung einer Dysphagie ist stark abhängig von der Art und dem Schweregrad der vorliegenden Problematik des Betroffenen und daher auch sehr individuell. In der Regel umfasst die Therapie verschiedene Ansätze, die bei Bedarf auch miteinander kombiniert werden können. 

Vorrangiges Ziel der Therapie einer Schluckstörung ist es, das Schlucken wieder zu erlernen oder bestmöglich zu unterstützen. Verschiedene physiotherapeutische Übungen sollen die Bewegungseinschränkungen im Mund und Rachen so weit wie möglich verbessern oder sogar die ursprüngliche Schluckfähigkeit wiederherstellen. Hierzu werden je nach Funktionsschädigung verschiedene Muskeln oder Muskelgruppen, wie z.B. Zungen-, Lippen-, Wangen- oder Kaumuskulatur, mit gezielten motorischen Übungen trainiert. 

Können Funktionseinschränkungen beim Schlucken nicht wiederhergestellt werden, kann das Erlernen von bestimmten Schlucktechniken sowie Haltungsänderungen des Körpers die Defizite ausgleichen und so eine weitgehend normale Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme ermöglichen. Der Einsatz geeigneter Hilfsmittel, wie z.B. spezielle Trinkbecher mit Nasenausschnitt oder angepasstes Essbesteck, können die Ernährung zusätzlich erleichtern. 

Kau- und Schluckbeschwerden machen oftmals die Anpassung der Konsistenz der Nahrung erforderlich.

Konsistenzadaption

Da sich Schluckstörungen unmittelbar auf die Nahrungsaufnahme auswirken, ist die Ernährung ein zentrales Element bei der Behandlung von Schluckstörungen. Durch die Anpassung der Konsistenz von Nahrung und Flüssigkeiten an das Ausmaß der Störung lässt sich das Aspirationsrisiko reduzieren und Folgen wie Mangelernährung und Austrocknung (Dehydration) des Körpers verhindern. Bei einer sehr schweren Schluckstörung kann vor allem zu Beginn der Behandlung oder manchmal sogar dauerhaft die künstliche Ernährung über eine Ernährungssonde erforderlich sein. 

Tipps, um das Risiko des Verschluckens beim Essen zu reduzieren

Was früher ganz unbewusst nebenbei funktioniert hat erfordert nun sehr viel Aufmerksamkeit: das Essen und Trinken. Ablenkungen, z.B. durch den Fernseher, schlechte Haltung beim Essen auf der Couch oder hastiges Essen, erhöhen die Gefahr des Verschluckens. Daher ist es erforderlich, dass Betroffene mit einer Schluckstörung ihr Essverhalten im Alltag anpassen und auf diese Weise das Risiko des Verschluckens und der Aspiration minimieren.

Unsere Tipps: 

  • Nehmen Sie sich ausreichend Zeit zum Essen und Trinken.
  • Essen Sie nur, wenn Sie sich wach und fit fühlen.
  • Als Betroffener bestimmen Sie selbst das Tempo beim Essen.
  • Sprechen Sie während des Kauens und Schluckens nicht.
  • Essen Sie, wenn möglich im Sitzen am Tisch und nehmen Sie eine aufrechte Haltung ein. Essen im Bett oder auf der Couch sollten Sie vermeiden.
  • Achten Sie darauf, dass der Mund ganz leer ist, bevor Sie neue Nahrung in den Mund nehmen.
  • Nehmen Sie nur kleine Schlucke und Bissen zu sich. Nutzen Sie z.B. einen Teelöffel statt eines Speiselöffels für die Nahrungsaufnahme.
  • Kontrollieren Sie zwischendurch die Stimme (Ton: „aaa“). Wenn Husten, Würgen, eine „nass“ klingende Stimme oder „blubbernde“ Atemgeräusche auftreten, sollte die Nahrungsaufnahme sofort abgebrochen werden.
  • Bleiben Sie nach dem Essen noch mindestens 20 Minuten aufrecht sitzen, um ein Verschlucken von Speiseresten zu vermeiden.

Wichtig zu wissen

Eine regelmäßige und gründliche Mundhygiene ist bei Schluckstörungen sehr wichtig, denn Erkrankungen wie Zahnfleischentzündungen oder Mundsoor können die Nahrungsaufnahme zusätzlich erschweren.

Ernährung bei Schluckstörung: die richtige Kostform

Die richtige Ernährung spielt bei Kau- und Schluckbeschwerden eine wichtige Rolle. Sie gewährleistet eine gefahrlose Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme ohne Verschlucken und Aspiration und stellt eine ausreichende Versorgung mit Energie und Nährstoffen sicher.

Abhängig vom Schweregrad der Schluck- und Kaubeschwerden ergeben sich für die Betroffenen unterschiedliche Ernährungsempfehlungen, die an die individuelle Schluckfähigkeit angepasst sein sollten. 

So kann die Veränderung der Textur und Konsistenz von Speisen und Getränken hilfreich sein. Auch wenn es keine einheitliche Bezeichnungen gibt, wird bei Speisen zwischen „breiiger“ und „weicher“ Kost und bei Getränken zwischen „sirup-, „honig-„ und „puddingartigen“ Konsistenzen unterschieden. Welche Konsistenz der Dysphagie-Kost in Ihrem Fall passend ist, ermittelt in der Regel Ihr Logopäde oder Ihr Arzt im Rahmen der Diagnostik. 

Für Betroffene mit einer leichten Schluckstörung reicht es in der Regel aus, wenn Sie auf weiche Kost umgestellt werden, wie z.B. Brot ohne Rinde, weiche Kartoffeln, weich gekochtes Gemüse oder weiche Bananen. 

Können festere Nahrungsmittel nicht ausreichend gekaut werden, muss auch hier die Beschaffenheit so verändert werden, dass diese sicher geschluckt werden können, z.B. durch das Zerkleinern, Zerdrücken oder sogar Pürieren. Ziel ist es, eine geschmeidige und homogene Konsistenz zu erreichen, die gut geschluckt werden kann. 

Bei stärkeren Einschränkungen des Schluckens kann es sogar erforderlich sein, die Kost nach dem Pürieren zu passieren (durch ein Sieb streichen), um kleinste Klümpchen oder festere Bestandteile gänzlich zu entfernen, da sie zum Verschlucken und zur Aspiration von Nahrungsbestandteilen führen können. 

Ungeeignete Speisen und Getränke bei Schluckbeschwerden

Nicht alle Nahrungsmittel und Flüssigkeiten eignen sich für Menschen mit einer Schluckstörung. Manche Lebensmittel oder Getränke stellen hohe Anforderungen an den Schluckakt und lösen daher leichter eine Aspiration aus, wie z.B. krümelige, faserige und klebrige Speisen. Diese sollten Sie generell meiden - unabhängig vom Schweregrade der Schluckstörung.

Speisen mit unterschiedlichen Konsistenzen, wie z.B. Eintopf, sind für Menschen mit einer Dysphagie nicht geeignet.

Meiden Sie bei einer Schluckstörung:

  • Speisen mit unterschiedlichen Konsistenzen, wie z.B. Eintopf, Suppe mit Einlage, Joghurt mit Fruchtstücken oder Obst mit Kernen,
  • krümelige Speisen, wie z.B. Gebäck, Knäckebrot oder Paniertes,
  • klebrige Lebensmittel, wie z.B. Schokolade, da sie am Gaumen haften bleibt,
  • faserige Nahrungsmittel (z.B. Spargel oder Rhabarber),
  • Lebensmittel, die sich schwer zu einem Bolus formen lassen (z.B. Rohkostsalat oder Reis),
  • Lebensmittel mit einem hohen Säureanteil, wie z.B. saure Gurken, Zitrusfrüchte,
  • stark gewürzte Speisen,
  • Getränke mit Kohlensäure,
  • Getränke mit Fruchtfleisch.

Verzichten Sie beim Anrichten von Speisen zudem auf Kräuter, Kerne oder ähnliches als Dekoration, denn sie können ebenfalls leicht verschluckt oder aspiriert werden. 


Dysphagie-Kost: Genussvoll und appetitlich

Essen steht für Lebensfreude und Genuss. Auch wenn Kauen und Schlucken schwerfallen, sollte das Essen für Betroffene ein genussvolles Erlebnis bleiben. Auch spezifische Dysphagie-Kost sollte lecker schmecken und appetitlich angerichtet werden. Denn gerade appetitliches Aussehen, ein angenehmer Geruch und ein guter Geschmack fördern die Speichelbildung und wirken sich günstig auf das Auslösen des Schluckreflexes aus. 

Vor allem pürierte bzw. passierte Kost kann jedoch schnell zum Einheitsbrei werden. Mit einigen Kniffen kann es gelingen, auch aus pürierter oder passierter Kost optisch ansprechende Mahlzeiten zuzubereiten.

Mit einem Spritzbeutel können pürierte Speisen bei einer Schluckstörung auf dem Teller ansprechend angerichtet werden.

Appetitliches Anrichten von Speisen

  • Ein Pürierstab bzw. eine Küchenmaschine gehören zur Basisausstattung, um pürierte oder passierte Speisen herzustellen.
  • Nutzen Sie einen Spritzbeutel, um Speisen, wie z.B. Kartoffelpüree, auf dem Teller zu portionieren.
  • Mit Hilfe von Silikonförmchen, Timbaleformen, Eis- oder Sorbetlöffeln können Sie pürierte und passierte Speisen appetitlich anrichten.
  • Mit einem Sahnesprüher (z.B. iSi®-Flasche) lassen sich süße und pikante Schäume herstellen. 
  • Sind Speisen sehr dünnflüssig können Sie mit Hilfe von Instant-Andickungsmitteln angedickt werden. 

Andickungsmittel bei Schluckstörungen

Haben Sie gewusst, dass Flüssigkeiten bzw. sehr flüssige Speisen für Menschen mit einer Dysphagie weit schwieriger zu schlucken sind als fest Nahrung? Je dünnflüssiger etwas ist, desto schwieriger ist es für Betroffene die Flüssigkeit im Mund zu kontrollieren und daher gefahrlos zu schlucken. 

Andicken von Speisen und Getränken

Einsatz von Andickungsmitteln

Können Getränke und sehr flüssige Speisen nicht sicher geschluckt werden, ist es empfehlenswert diese mit Hilfe von Andickungsmitteln in die gewünschte Konsistenz zu bringen. Dickungsmittel binden die Flüssigkeit und es besteht mehr Zeit, diese gezielt zu schlucken. Die Gefahr des Verschluckens und der Aspiration wird hierdurch reduziert.

Auf dem Markt stehen Ihnen unterschiedliche Andickungsmittel zur Verfügung. Die geschmacksneutralen Pulver können in der Regel zum Andicken von warmen und kalten Speisen und Getränken eingesetzt werden. Die notwendige Menge Andickungspulver richtet sich nach der Art der anzudickenden Flüssigkeit bzw. Speise, der gewünschten Konsistenz, die erreicht werden soll, wie z.B. sirup-, honig- oder puddingartig sowie nach den Vorgaben des Herstellers. 

Andickungsmittel CuraProducts

Andickungsmittel lovital von CuraProducts

lovital quick & thick
Geschmacks- und geruchsneutrales Instant Andickungsmittel für kalte und heiße Speisen und Getränke.

Andickungsmittel Fresenius Kabi

Andickungspulver Thick & Easy von Fresenius Kabi

Thick & Easy 
Andickungsmittel für Speisen und Getränke.

Thick & Easy Clear
Klares, amylaseresistentes Andickungsmittel für Speisen und Getränke.

Andickungsmittel Nestlé Health Science

Andickungspulver Thicken up von Nestlé

Thicken Up
Andickungsmittel für Speisen und Getränke.

Thicken Up clear 
Klares, amylaseresistentes Andickungskonzentrat für Speisen und Getränke.

Andickungsmittel Nutricia

Andickungspulver Nutilis von Nutricia

Nutilis Powder 
Andickungsmittel für Speisen und Getränke.

Nutilis Clear 
Klares, amylaseresistentes Andickungskonzentrat für Speisen und Getränke.

Amylaseresistenz

Einige Andickungspulver auf dem Markt sind als amylaseresistent gekennzeichnet. Amylase ist ein Enzym im menschlichen Speichel, das den Verdauungsprozess im Mund in Gang setzt. Hierbei wird Stärke im Mund zersetzt und so die Nahrung verflüssigt. Lebensmittel oder Flüssigkeiten, die mit amylaseresistenten Andickungsmitteln angedickt wurden und mit Speichel in Kontakt kommen, verflüssigen sich im Mund nicht – im Gegensatz zu stärkehaltigen Andickungspulvern. Somit droht durch amylaseresistente Eigenschaften keine unbeabsichtigte Verflüssigung der Speisen und Getränke und das Risiko des Verschluckens und der Aspiration reduziert sich. 

Wie schnell sich Produkte im Mund verflüssigen, können Sie ganz einfach mit unserem Praxistipp nachvollziehen: Götterspeise ist ein beliebtes Produkt für Menschen mit Schluckstörungen. Hier können Sie sehen, wie schnell sich Produkte ohne amylaseresistenten Eigenschaft bei Speichelkontakt verflüssigen. Lecken Sie einen Löffel ab, so dass er mit Speichel bedeckt ist. Stecken Sie anschließend den Löffel wieder in die Götterspeise und lassen beides wenige Minuten stehen. Bereits nach kurzer Zeit sehen Sie, was im Mund passiert – das Produkt wird flüssig. 

Tipps zu Anwendung von Andickungsmitteln bei Schluckstörungen

  • Andickungspulver lässt sich klümpchenfrei am besten mit einem handelsüblichen Schüttelbecher bzw. mit einem Schneebesen zubereiten.
  • Kohlensäurehaltige Getränke führen beim Andicken zur Schaumbildung. Rühren Sie diese daher vor dem Andicken so lange, bis sie nicht mehr sprudeln und sich der größte Teil des Schaums aufgelöst hat. Danach ist ein Andicken möglich. 
  • Je wärmer ein Lebensmittel ist, desto schneller wird die Andickung erreicht. Lassen Sie daher heiße Getränke oder Speisen etwas abkühlen lassen, bevor Sie das Andickungsmittel verwenden.
  • Dicken Getränke oder Speisen stets frisch an. Längeres Stehen oder erneutes Erhitzen kann die Konsistenz verändern (z.B. Nachdicken).
  • Die meisten Andickungsmittel weisen einen leichten Eigengeschmack auf. Daher schmeckt pures Wasser angedickt oftmals nicht sehr gut. Verfeinern Sie Wasser deshalb mit Fruchtsirup, Zitronensaft, Frucht- oder Gemüsesäften ohne Fruchtfleisch, Eistee oder kohlensäurefreier Limonade. 

Schluckstörung: Warum kann Trinknahrung oder Sondennahrung notwendig werden?

Wenn Essen und Trinken aufgrund der beschriebenen Probleme schwerfallen, passiert es nicht selten, dass Betroffene trotz großer Kraftaufwendung und Anstrengung zu wenig trinken und essen oder sich ungewollt sehr einseitig ernähren. Ein Energie- oder Nährstoffdefizit (Mangelernährung) ist die Folge. Für eine ausgewogene und bedarfsdeckende Nährstoffzufuhr kann es dann sinnvoll sein, die Ernährung mit energiereichen Ergänzungsnahrungen, sogenannten medizinischen Trinknahrungen, zu unterstützen.  

Trinknahrung, häufig auch als Astronautenkost bezeichnet, kann Ihnen helfen, das Energie- bzw. Nährstoffdefizit auszugleichen und wieder zu Kräften zu kommen. Denn Trinknahrungen sind hochkalorische Kraftpakete in flüssiger Form. Sie liefern in nur einer Flasche viel Energie und alle wichtigen Nährstoffe, die der Körper täglich benötigt. Durch ihre Zusammensetzung stellen die medizinischen Drinks eine vollwertig und gesund zu Ernährung sicher.

Speziell für Betroffene einer Schluckstörung gibt es konsistenzadaptierte Trinknahrungen zum Trinken oder sogar Löffeln:

Konsistenzadaptierte Trinknahrung von Fresenius Kabi

Konsistenzadaptierte Trinknahrung von Fresenius Kabi

Fresubin Dysphago Plus
Vollbilanzierte, energie- und eiweißreiche Trinknahrung (honigartige Konsistenz, IDDSI Level 3). 

Fresubin Dessert Fruit 
Vollbilanzierte, energiereiche und konsistenzadaptierte Crème auf Fruchtbasis zum Löffeln (puddingartig, IDDSI Level 4). 
Button: Zu den Produktinformationen

Fresubin YoCrème 
Vollbilanzierte, energie- und eiweißreiche Crème mit joghurt-frischem Geschmack zum Löffeln (puddingartig, IDDSI Level 4). 

Fresubin 2 kcal Crème
Vollbilanzierte, energie- und eiweißreiche Crème zum Löffeln (puddingartig, IDDSI Level 4). 

Konsistenzadaptierte Trinknahrung von Nestlé Health Science

Konsistenzadaptierte Trinknahrung von Nestlé Health Science

Resource dessert 2.0 
Vollbilanzierte, energie- und eiweißreiche Crème zum Löffeln (puddingartig, IDDSI Level 4). 

Konsistenzadaptierte Trinknahrung von Nutricia

Konsistenzadaptierte Trinknahrung Nutilis von Nutricia

Nutilis Fruit 
Vollbilanzierte, energiereiche und konsistenzadaptierte Crème auf Fruchtbasis zum Löffeln (puddingartig, IDDSI Level 4). Amylaseresistent.

Bei einer starken Schluckstörung kann die Ernährung über eine Sonde notwendig werden.

Sondennahrung bei Schluckstörungen über eine Magensonde

Manchmal ist eine Schluckstörung so gravierend, dass ein Kauen oder Schlucken nicht mehr möglich ist - vor allem zu Beginn einer Behandlung, z.B. bei einem Schlaganfall, oder im fortschreitenden Verlauf einer Erkrankung, z.B. bei ALS. Zur Sicherstellung der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme kann daher kurzfristig oder manchmal sogar dauerhaft die künstliche Ernährung mit Hilfe von Sondennahrung über eine Magensonde erforderlich werden. 

Obwohl die Nährstoffzufuhr über eine Magensonde als künstlich bezeichnet wird, ist Sondenernährung der normalen Nahrungsaufnahme über den Mund doch sehr ähnlich. Sondennahrung ist flüssig und enthält alle Nährstoffe in konzentrierter und zerkleinerter Form. Sie wird auf die gleiche Weise verdaut wie die normale Nahrung. Der Unterschied besteht vor allem in der Zufuhr der Nahrung. Bei der künstlichen Ernährung über eine Sonde gelangt die Nahrung nicht über den Mund, sondern auf direktem Weg über einen dünnen Kunststoffschlauch in den Verdauungstrakt.  

Ist die Ernährung über eine Ernährungssonde nur über einen kurzen Zeitraum notwendig, wird der Arzt eine Nasensonde empfehlen. Bei einer Nasensonde wird ein dünner Kunststoffschlauch über die Nase, den Rachen, die Speiseröhre bis in den Magen geführt. Oftmals empfinden Betroffene eine Nasensonde als störend v.a. beim Schlucken. Dennoch können auch mit einer liegenden Nasensonde Schluckübungen durchgeführt werden, um das Schlucken wieder zu erlernen. 

Ist die Sondenernährung voraussichtlich länger als vier Wochen erforderlich, ist die Anlage einer sogenannten PEG-Sonde durch die Bauchdecke direkt in den Magen (perkutane endoskopische Gastrostomie) empfohlen. Diese Art der Sonde wird von Betroffenen oftmals als weniger störend empfunden, gerade wenn das Schlucken erst wieder erlernt werden muss. Zudem kann diese Sonde ohne einen Wechsel mehrere Monate bis Jahre im Körper verweilen und so auch eine längerfristige bzw. dauerhafte Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr sicherstellen. 

Eine Ernährungssonde muss nicht bedeuten, dass Betroffene nichts oral, also mit dem Mund, zu sich nehmen können. Je nach Schluckfähigkeit ist es durchaus möglich, dass zusätzlich zur Ernährung über die Sonde noch gegessen bzw. getrunken werden kann. Dies sollte jedoch vorab immer mit dem behandelnden Arzt bzw. Logopäden besprochen werden.

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