Was ist Sondennahrung? Essen über einen Schlauch.
Was ist Sondennahrung? Essen über einen Schlauch.
Was ist Sondennahrung? Essen über einen Schlauch.

Was ist Sondennahrung: Essen durch einen Schlauch

Essen und Trinken dient nicht nur der Nährstoffzufuhr, sondern bereitet uns auch Freude und Genuss und ist ein wichtiger Faktor für unser Wohlbefinden. Als gesunder Mensch macht man sich über die Nahrungsaufnahme selbst kaum Gedanken, denn diese erfolgt ganz selbstverständlich. Doch was passiert, wenn die normale Nahrungszufuhr nicht mehr richtig funktioniert oder nicht ausreichend ist, um den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen?

Wenn Menschen nicht mehr essen können, bietet die medizinische Ernährung mit Sondennahrung eine Möglichkeit, die normale Ernährung zu ergänzen oder sogar vollständig zu ersetzen.

Sondennahrung, auch Sondenkost oder Sondenernährung genannt, hat eine flüssige Konsistenz und wird über einen weichen Kunststoffschlauch, auch Ernährungssonde genannt, direkt in den Magen oder Dünndarm verabreicht. 

Schon gewusst?

Sondennahrung wird oftmals auch als Astronautennahrung oder Astronautenkost bezeichnet.  Die ersten Flüssignahrungen wurden ursprünglich in den 1960er Jahren für die Raumfahrt entwickelt. Deshalb ist Sondennahrung vielen Menschen auch heute noch unter den Begriffen Astronautennahrung oder Astronautenkost bekannt. Ziel war es damals, die Astronauten unter den extremen Bedingungen und den Anstrengungen der Schwerelosigkeit mit flüssiger Nahrung zu versorgen, die in einer geringen Dosis eine besonders hohe Nährstoffdichte hat. Ein wichtiger Meilenstein war Ende der 1960er Jahre die Weiterentwicklung der Astronautenkost für den medizinischen Bereich – der Grundstein für die heutige Form der Sondennahrung.

Die Sondenernährung ist der normalen Ernährung sehr ähnlich, denn die Nährstoffe werden hierbei auf demselben Weg verdaut, wie bei der Ernährung über den Mund. Der Unterschied: Die Nahrung gelangt nicht über den Mund, sondern über die Ernährungssonde auf direktem Weg in den Verdauungstrakt. Im Magen-Darm-Trakt wird die Sondenkost ebenso wie die normal zugeführte Nahrung durchmischt und mit Hilfe von Enzymen in einzelne Nahrungsbausteine zerlegt. Sie sättigt genauso wie eine Mahlzeit, die über den Mund (oral) aufgenommen wurde. Die Ernährung über eine Sonde wird daher auch als enterale Ernährung bezeichnet (aus dem Griechischen „enteron“ = Darm). 

Zusammensetzung von Sondennahrung

Was ist Sondennahrung?

Sondennahrung ist eine flüssige Form der Nahrung und enthält die gleichen Nährstoffe, wie auch die normale Ernährung. So liefern die Flüssignahrungen nicht nur Energie, sondern auch alle lebensnotwendigen Nährstoffe, die der Körper benötigt, und das in einem gesunden und ausgewogenen Verhältnis: 

  • Eiweiß (ca. 15 EN%),
  • Fette (ca. 30 EN%),
  • Kohlenhydrate (ca. 55 EN%)
  • Ballaststoffe (außer bei ballaststofffreier Sondenkost)
  • Vitamine,
  • Mineralstoffe
  • und Spurenelemente. 

Ist Sondennahrung künstlich?

Die in der Sondenkost verwendeten Nährstoffe stammen aus natürlichen Quellen, wie z. B. Eiweiß aus der Milch, Fette aus Sonnenblumenöl oder Rapsöl und Kohlenhydrate aus Stärke. Daher ist die Bezeichnung künstliche Ernährung für Sondennahrung häufig irreführend. 

Durch ihre Zusammensetzung, die sich an den Vorgaben der europäischen Verordnung über Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke orientiert, ist Sondennahrung zur ausschließlichen Ernährung geeignet. Anders als die normale Ernährung oder medizinische Trinknahrungen sind Sondennahrungen in der Regel geschmacksneutral, da die Nahrung nicht mit den Geschmacksknospen im Mund in Berührung kommt, sondern über die Magensonde direkt in den Verdauungstrakt gelangt. 

Ernährung über Sonde: Zugangswege

Der Zugang: Wie gelangt Sondennahrung in den Körper?

Anders als bei der oralen Ernährung über den Mund wird Sondennahrung über einen weichen Kunststoffstoffschlauch (Sonde) in den Magen (gastral) oder in den Dünndarm (jejunal) verabreicht. Hierbei kann die Sonde entweder durch die Nase oder durch die Bauchdecke bis in den Magen oder Darm geführt werden.

Ist Sondenernährung nur für einen kurzen Zeitraum von maximal 4 Wochen notwendig, wird üblicherweise eine transnasale Ernährungssonde (Nasensonde) eingesetzt. Die Nasensonde wird durch das Nasenloch entlang der Speiseröhre bis in den Magen oder den Dünndarm geschoben. Der Sondenschlauch wird mit einem Pflaster an der Nase befestigt, um ein Herausrutschen der Sonde zu vermeiden.

Ist die enterale Ernährung mit Flüssignahrung länger als nur ein paar Tage oder Wochen erforderlich, wird der Arzt einen perkutanen Zugang durch die Bauchdecke (perkutan = durch die Haut) direkt in den Magen (PEG, perkutane endoskopische Gastrostomie) oder Dünndarm (perkutane endoskopische Jejunostomie) wählen. Den künstlich geschaffenen Kanal zwischen Bauchdecke und Magen / Dünndarm, durch den die Sonde gelegt wird, nennt man Stoma. Von außen ist von Sonde nur der Sondenschlauch mit einem Ansatz zu sehen, über den die Sondennahrung in den Magen verabreicht wird. 

In welchen Situationen kann Sondennahrung notwendig werden?

In manchen Lebenssituationen können Menschen trotz eigener Bemühungen und /oder Unterstützung durch andere nicht ausreichend essen und trinken. Genau dann kann die enterale Ernährung über eine Sonde dabei helfen, die Nährstoffversorgung über einen kurzen Zeitraum oder dauerhaft sicherzustellen, damit Betroffene bei Kräften bleiben oder wieder zu Kräften kommen.

Dies kann z.B. der Fall sein, 

  • bei Störungen der Nahrungsverwertung, z.B. wenn der Darm normale Nahrung nicht mehr ausreichend verdauen oder resorbieren kann,
  • bei einem stark erhöhten Nährstoffbedarf (z.B. bei Krebserkrankungen), wenn dieser über die normale Ernährung sowie durch medizinische Trinknahrung nicht mehr gedeckt werden kann,
  • bei starken Schluckstörungen, ausgelöst durch neurologische Akutereignisse, wie z.B. ein Schlaganfall oder ein Schädel-Hirn-Trauma,
  • bei Schluckstörungen, ausgelöst durch neurologisch fortschreitende Erkrankungen, wie z.B. Morbus Parkinson, Multiple Sklerose (MS), Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) oder Chorea Huntington,
  • bei Krebserkrankungen, wie z.B. Kopf-Hals-Tumore, Tumorkachexie, strahlenbedingten Schäden,
  • nach großen Operationen im Verdauungstrakt, wie z.B. Entfernung eines Teils des Magens oder Dünndarms, Kurzdarmsyndrom,
  • bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, wie z.B. Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa.
PEG-Sonde im Rahmen einer Krebstherapie

„Mir wurde im Rahmen der Krebstherapie die Anlage einer PEG-Sonde vom Arzt empfohlen, da mir das Schlucken immer schwerer fiel. Ich hatte große Vorbehalte. Hätte ich jedoch vorher gewusst, dass es mir den täglichen Kampf mit der Nahrungsaufnahme erleichtert, hätte ich mich schon früher dafür entschieden.„

Ursula, 62 Jahre

Welche Vorteile hat die enterale Ernährung über eine Sonde?

Als Betroffener oder Angehöriger haben Sie vielleicht gerade zu Beginn Ängste oder Vorbehalte, ob die künstliche Ernährung über eine Magensonde wirklich das Richtige für Sie oder Ihren Angehörigen ist. Vielleicht empfinden Sie sogar Wut, Trauer oder fühlen sich in Ihrer Unabhängigkeit eingeschränkt. Mit diesen Gefühlen sind Sie nicht alleine.

Die Entscheidungsfindung für die Ernährung über eine Sonde ist nicht leicht. Nicht immer sind die Vorteile der enteralen Ernährung über eine Sonde sofort ersichtlich. Daher möchten wir Ihnen aufzeigen, wie die Ernährungssonde Sie unterstützen kann und welche Vorteile die enterale Ernährung mit sich bringt:

  • Sie hilft Ihnen, Ihren Ernährungszustand zu verbessern und das Gewicht zu stabilisieren.
  • Der Eingriff zur Platzierung der Ernährungssonde ist risikoarm und das Infektionsrisiko vergleichsweise gering.
  • Sie entlastet, wenn Essen und Trinken mühsam werden, z.B. aufgrund einer Schluckstörung.
  • Im Vergleich zur parenteralen Ernährung erfolgt die Nährstoffzufuhr auf natürlichem Weg über den Magen-Darm-Trakt und hilft dabei, die Verdauungsorgane in ihrer Funktionsfähigkeit zu erhalten. So kann der Darm wichtige Aufgaben in Bezug auf die Immunabwehr erfüllen und eine Fehlbesiedlung des Darms mit krankmachenden Keimen reduziert werden.
  • Sie bietet die Option, die normale Ernährung vollständig zu ersetzen, wenn dies notwendig ist oder ergänzt die bis dahin normale Nahrungszufuhr.
  • Eine Ernährungssonde schließt die normale Nahrungsaufnahme über den Mund nicht grundsätzlich aus. So bleibt das Geschmackserlebnis erhalten und lässt Raum für gemeinsame Mahlzeiten mit der Familie.
  • Sie ermöglicht eine einfache und unkomplizierte Verabreichung von Medikamenten.
  • Die Anwendung von enteraler Ernährung ist vergleichsweise einfach und kann auch von medizinischen Laien ohne Probleme erlernt werden. Haben Sie Mut und Vertrauen.
  • Die Ernährungssonde kann ohne großen Aufwand wieder entfernt werden, wenn sie nicht mehr notwendig ist. 
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