Maßnahmen bei Mangelernährung
Maßnahmen bei Mangelernährung
Maßnahmen bei Mangelernährung

Maßnahmen bei Mangelernährung: Was kann ich tun?

Ist man einmal in den Teufelskreis einer Mangelernährung geraten, ist es meist schwer, aus diesem wieder auszubrechen, aber nicht unmöglich. Daher sollten Sie frühzeitig handeln, wenn eine drohende oder bereits bestehende Mangelernährung bei Ihnen, Ihrem Angehörigen oder einer Ihnen zur Pflege anvertrauten Person festgestellt wurde. Mit einer auf die Bedürfnisse des Betroffenen zugeschnittenen Ernährungstherapie sowie vielen relativ einfachen Maßnahmen im Alltag lässt sich ein Gewichtsverlust gut behandeln und verhilft Ihnen wieder zu mehr Wohlbefinden. 

Alle ernährungsmedizinischen und pflegerischen Maßnahmen zielen darauf ab, die Ernährungsversorgung zu erhalten oder zu verbessern. Die Voraussetzung für den Erfolg der eingeleiteten Ernährungstherapie ist es, zunächst die zugrundeliegenden Ursachen bzw. Auslöser für eine Mangelernährung zu finden und diese zu beheben. An erster Stelle steht hierbei die Behandlung medizinischer Ursachen oder spezifischer Erkrankungen durch den Arzt. Darüber hinaus können Ihnen beispielsweise folgende Fragen bei der Ursachenforschung behilflich sein:

  • Schmeckt das Essen nicht?
  • Passt die Zahnprothese nicht mehr?
  • Gibt es Probleme beim Schlucken?
  • Gibt es Probleme beim Einkaufen von Lebensmitteln?
  • Kann das Essen selbstständig zubereitet werden oder gibt es hierbei Probleme?
  • Fühlen sich Betroffene einsam und alleine?
  • Herrscht eine unruhige Atmosphäre beim Essen?
  • Liegen Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln vor?
  • Spielen Schmerzen eine Rolle?
  • Hat sich der Geschmacks- oder Geruchssinn verändert? 

Sobald die zugrundeliegenden Ursachen aufgedeckt wurden, sollten in Abhängigkeit von Ihrer persönlichen Situation die passenden Maßnahmen gegen die Mangelernährung ergriffen werden.

Mangelernährung Maßnahmen: Stufen der Ernährungstherapie

Stufen der Ernährungstherapie

Die Maßnahmen zur Vermeidung oder Beseitigung der Mangelernährung orientieren sich hierbei am sogenannten Stufenschema. Das Stufenschema ist für alle Betroffenen gleichermaßen gültig, egal welche Ursachen der Mangelernährung zugrunde liegen. Die Maßnahmen bauen aufeinander auf und können auch miteinander kombiniert werden. Der behandelnde Arzt wird mit Ihnen gemeinsam entscheiden, welche Maßnahmen für Sie, Ihren Angehörigen oder die Ihnen zur Pflege anvertraute Person am besten geeignet sind, um den Ernährungszustand zu verbessern. Hierbei ist es entscheidend, ob die Nahrung auf normalen Weg über den Mund aufgenommen werden kann (oral), die enterale Ernährung über eine Ernährungssonde notwendig ist oder sogar eine parenterale Ernährung direkt in die Blutbahn erforderlich sein könnte.   

Normalkost, Speisenanreicherung, Sonderkostformen und Diätberatung

Die Grundvoraussetzung der Behandlung einer Mangelernährung ist die Versorgung mit gesunder und vollwertiger Wunschkost, die die Geschmackspräferenzen und Vorlieben des Betroffenen berücksichtigt. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist zudem die beste Grundlage, um Mangelernährung vorzubeugen. Wählen Sie hierfür am besten frische Lebensmittel, die  

  • leicht verdaulich und bekömmlich sind,
  • abwechslungsreich und appetitanregend sind,
  • die Ihnen schmecken
  • und die eine hohe Energie- und Nährstoffdichte aufweisen, wie z.B. Nüsse, Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte, Obst und Milchprodukte.

Weitere Maßnahmen zur Förderung der oralen Nahrungsaufnahme:

Adaption der Konsistenz der Nahrung bei Schluckstörungen

Bei einer vorliegenden Kau- und Schluckstörung (Dysphagie) kann die Anpassung der Nahrungskonsistenz an die individuelle Schluckfähigkeit die Nahrungsaufnahme unterstützen und verbessern. Hierzu eignen sich z.B. Andickungsmittel.

Mehr zur Ernährung bei einer Schluckstörung

Ernährungsmodifikation und Anreichern von Nahrung

Menschen mit einer Mangelernährung haben oft nur wenig Appetit und können keine großen Portionen essen. Lebensmittel und Speisen sollten deshalb eine hohe Energie- und Nährstoffdichte aufweisen. Zudem empfehlen wir mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich zu nehmen, als wenige große Portionen. Es gilt: Wann immer Appetit verspürt wird, sollte gegessen werden – egal ob die letzte Mahlzeit erst eine Stunde zurückliegt oder es mitten in der Nacht ist. Essen Sie, wenn Sie die Lust dazu verspüren. 

Leiden Sie, Ihr Angehöriger oder die Ihnen zur Pflege anvertraute Person neben Appetitlosigkeit auch unter einem Gewichtsverlust, dann ist eine gehaltvolle Zubereitung der Mahlzeiten besonders wichtig. Zur Steigerung der Energie- und Nährstoffaufnahme bei geringem Appetit haben wir für Sie folgende Anregungen: 

  • Nutzen Sie Vollmilchprodukte statt fettreduzierter Milchprodukte.
  • Nehmen Sie Energie auch über Getränke zu sich, z.B. mithilfe von Milchshakes, Smoothies, Gemüse- oder Obstsäften statt Mineralwasser.
  • Reichern Sie Speisen mit Extrakalorien an, wie z.B. durch Zugabe von Sahne, Butter, Öl, Crème fraîche, fettem Käse, Nüssen oder Speckwürfeln. 

Reichen die bisher erwähnten Maßnahmen nicht aus, um die Nahrungsaufnahme zu verbessern, kann der Energie- und Nährstoffgehalt der Speisen zusätzlich durch hochwertige Eiweiß- oder Kohlenhydratpulver (Maltodextrin) angereichert werden. Diese Produkte sind meist geschmacksneutral und lassen sich daher leicht in die üblichen Speisen einrühren. So kann die tägliche Energiezufuhr gesteigert werden, ohne die Menge der zu verzehrenden Speisen zu erhöhen. 

Allgemeinmaßnahmen zur Steigerung der Nahrungsaufnahme

Zur Verbesserung der Nahrungsaufnahme und Behandlung der Mangelernährung stehen Ihnen, neben der Ernährung selbst, relativ einfache, aber wirkungsvolle Allgemeinmaßnahmen zur Verfügung. 

  • Sorgen Sie für eine ruhige und angenehme Umgebung während des Essens, wie z.B. durch eine ansprechende Tischgestaltung, farbiges Geschirr oder Tischschmuck.
  • Vermeiden Sie Ablenkungen und Störungen.
  • Nehmen Sie die Mahlzeiten in Gesellschaft mit anderen Menschen ein. Dies regt oftmals den Appetit an.
  • Nehmen Sie eine aufrechte Sitzposition zum Essen ein.
  • Unterstützen Sie Betroffene ggf. bei der Nahrungsaufnahme (z.B. Eingabe des Essens).
  • Erwägen Sie den Einsatz von Hilfsmittel, wie z.B. spezielles Besteck, spezielle Becher, Tellerranderhöhungen oder spezielle Teller- oder Brettsysteme. Diese erhalten Sie z.B. im Sanitätshaus vor Ort.
  • Bereiten Sie die Speisen geschmackvoll und optisch ansprechend zu. Dies steigert den Appetit.
  • Körperliche Aktivität sowie ein Aperitif können den Appetit ebenfalls anregen.  Probieren Sie es aus.
  • Fällt Ihnen oder Ihrem Angehörigen das Einkaufen oder die Zubereitung von Mahlzeiten schwer, nehmen Sie professionelle Unterstützung in Anspruch z.B. Essen auf Rädern, Unterstützung beim Einkaufen oder bei der Zubereitung des Essens.

Diätberatung

Fällt das Essen dennoch schwer oder zeigen die eingeleiteten Maßnahmen trotz großer Anstrengung nicht den gewünschten Effekt, wie z.B. eine Gewichtsstabilisierung, sollten Sie sich professionelle Unterstützung bei einer Ernährungsberatung holen. Ein Ernährungsberater kann Ihnen zusammen mit dem behandelnden Arzt einen individuellen Ernährungsplan erstellen und Ihnen Tipps geben 

In der Regel kann Ihnen Ihre Krankenkasse helfen, einen Ernährungsberater zu finden. Fragen Sie diese, ob Sie Ihnen eine Liste mit anerkannten Ernährungsberatern in Ihrer Nähe zur Verfügung stellen kann.

Ernährungsberater vor Ort finden Sie auch online, z.B. hier: 
Ernährungsberater der DGE
Diätassistenten des VDD

Maßnahmen Mangelernährung: Trinknahrung

Vielleicht haben Sie bereits einige der genannten Maßnahmen zur Behandlung der Mangelernährung ausprobiert, wie z.B. die Anreicherung der Nahrung mit fett- und kalorienreichen Speisen. Dennoch gelingt es Ihnen oder Ihrem Angehörigen nicht, den Energie- und Nährstoffbedarf über die alltägliche Nahrung zu decken und Ihr Gewicht zu stabilisieren oder Sie nehmen sogar weiterhin ab.

In diesem Fall kann Ihnen Ihr Arzt eine gezielte Ernährungstherapie mit medizinischer Trinknahrung empfehlen, um die Ernährung wirkungsvoll zu unterstützen und Nährstofflücken zu schließen. 

Trinknahrungen sind Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (sog. bilanzierte Diäten) und kommen immer dann zum Einsatz, wenn die normale Ernährung nicht mehr ausreicht. Die kleinen Kraftpakete in flüssiger Form werden meist ergänzend zur normalen Ernährung getrunken. Mit jedem Schluck liefert Trinknahrung Energie, Eiweiß, Vitamine und lebenswichtige Nährstoffe in konzentrierter Form, um einen Gewichtsverlust schnell zu verlangsamen bzw. zu stoppen und ein Energie- und Nährstoffdefizit auszugleichen. Anders als Produkte aus dem Supermarkt, sind Trinknahrungen aufgrund ihrer Nährstoffzusammensetzung sogar dauerhaft zur ausschließlichen Ernährung geeignet.

Trinknahrung als Maßnahme bei Mangelernährung

Trinknahrung im Vergleich zu normalen Lebensmitteln

Trinknahrungen weisen im Vergleich zu üblichen Lebensmittel eine höhere Energie- und Nährstoffdichte auf. Zudem sind viele Trinknahrungen eiweißreich. Gerade bei geringem Appetit kann der Köper mithilfe von Trinknahrung ganz einfach mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt werden. Ein Vergleich: um dem Körper 400 kcal zuzuführen, müssten Sie etwa 4 Becher Vollmilch-Joghurt essen oder alternativ 1 Flasche Trinknahrung, z.B. lovital® complete energy 2.0, zu sich nehmen. 

Trinknahrung ist in verschiedenen herzhaften und süßen Geschmacksrichtungen erhältlich, mit unterschiedlichem Energie- und Eiweißgehalt sowie in flüssiger Form oder als Pudding zum Löffeln – für viel Abwechslung im Alltag. Zudem gibt es Trinknahrungen mit spezieller Nährstoffzusammensetzung, z.B. für Verdauungsstörungen, Nierenerkrankungen oder Diabetes mellitus, sowie Produkte mit unterschiedlichen Konsistenzen für Menschen mit Schluckstörungen. 

Trinknahrung sollte regelmäßig und über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, um den Körper Tag für Tag mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen zu können. Die Einnahme sollte solange fortgesetzt werden, bis der gewünschte Ernährungs- bzw. Gewichtszustand erreicht wurde. Da die Bedürfnisse sehr individuell sind, kann die Einnahmedauer daher wenige Wochen (etwa 10-16) oder auch mehrere Monate betragen. 

Damit Ihnen oder Ihrem Angehörigen die Einnahme der Trinknahrung leichter fällt, haben wir ein paar Tipps für Sie zusammengestellt: 

  • Leicht gekühlt schmeckt die Trinknahrung am besten.
  • Eine Einnahme ist grundsätzlich zu jeder Tageszeit möglich. Wir empfehlen Ihnen, diese jedoch zwischen den Hauptmahlzeiten langsam und in kleinen Schlucken zu trinken, um die normale Essmenge zu den Hauptmahlzeiten nicht weiter zu reduzieren.
  • Haben Sie die Verpackung einmal geöffnet, können Sie diese verschlossen im Kühlschrank bis zu 24 Stunden aufbewahren. Danach sollten Sie diese nicht mehr zu sich nehmen.
  • Sie können die Trinknahrung einfrieren. Selbstgemachte Eiswürfel aus Trinknahrung schmecken z.B. in Eiskaffee oder –schokolade. Auch Eislutscher aus Trinknahrung sind an heißen Tagen eine willkommene Abwechslung.
  • Geschmacksvarianten mit Schokolade und Kaffee schmecken auch als Heißgetränk zu Kuchen und Gebäck (bis max. 70°C erhitzen).
  • Trinknahrung kann ganz einfach in Joghurt, Quark oder Pudding gerührt werden und gibt den Speisen damit eine Extraportion Energie und Nährstoffe.
  • Energiereiche Smoothies können ganz einfach mit Trinknahrung und pürierten Früchten hergestellt werden.
  • Probieren Sie Trinknahrung auch als Soße über Obstsalat.
  • Sie können Trinknahrung auch zur Zubereitung von süßen und herzhaften Speisen verwenden. Lassen Sie sich hier von tollen Rezeptideen mit Trinknahrung inspirieren. 

Gut zu wissen

Unter bestimmten Umständen kann Ihnen Ihr behandelnder Arzt Trinknahrung zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verordnen. Hat Ihnen Ihr Arzt die Trinknahrung verordnet, dann übernimmt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten wie bei einem Arzneimittel.

Sollten die Voraussetzungen für die Verordnung und Erstattung durch die Krankenkasse nicht vorliegen, können Sie Trinknahrung selbstverständlich auch ohne Rezept, z.B. in einem Sanitätshaus, in der Apotheke oder auch online selbst kaufen. 

Sondennahrung bei Mangelernährung

Enterale Ernährung bei Mangelernährung

Werden Essen und Trinken zunehmend belastender oder kann der Energie- und Nährstoffbedarf mit den bereits erläuterten Ernährungsmaßnahmen nicht nachhaltig verbessert werden, kann Ihr Arzt kurzfristig oder manchmal sogar dauerhaft die Ernährung über eine Magensonde empfehlen.

Dies kann z.B. bei folgenden Erkrankungen zutreffen: 

Bei dieser Form der Ernährung wird spezielle Nahrung - die sogenannte Sondennahrung - über einen dünnen Kunststoffschlauch (Sonde) direkt in den Magen oder Dünndarm geleitet. Die Sondenernährung kann die normale Ernährung hierbei ergänzen oder bei Bedarf sogar vollständig ersetzen.

Sondennahrung ist, wie Trinknahrung auch, eine flüssige Form der Nahrung. Sie enthält alle lebensnotwendigen Nährstoffe, wie Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, in bedarfsdeckender Menge. Die Sondenernährung, die oft auch als künstliche Ernährung bezeichnet wird, ist der normalen Ernährung sehr ähnlich, denn die Nährstoffe werden hierbei auf demselben Weg verdaut, wie bei der Ernährung über den Mund. Der Unterschied: Die Nahrung gelangt nicht über den Mund, sondern über die Ernährungssonde auf direktem Weg in den Verdauungstrakt. Die Ernährung über eine Sonde wird auch als enterale Ernährung bezeichnet (aus dem Griechischen „enteron“ = Darm). 

Je nach Dauer der enteralen Ernährungstherapie erhält der Betroffene:

  • eine Nasensonde, wenn die Sondenernährung nur über einen kurzen Zeitraum notwendig ist oder 
  • eine PEG-Sonde durch die Bauchdecke direkt in den Magen (perkutane endoskopische Gastrostomie), wenn die Sondenernährung voraussichtlich länger als vier Wochen erforderlich ist. Diese Art der Sonde wird von Betroffenen oftmals als weniger störend empfunden. Zudem kann diese Sonde ohne einen Wechsel mehrere Monate bis Jahre im Körper verweilen und so auch eine längerfristige bzw. dauerhafte Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr sicherstellen. 

Für die enterale Ernährungstherapie stehen zahlreiche Sondennahrungsprodukte für verschiedene Ernährungsbedürfnisse zur Verfügung, z.B. 

  • mit unterschiedlichem Energiegehalt,
  • mit und ohne Ballaststoffen,
  • mit und ohne Milcheiweiß,
  • Spezialprodukte für bestimmte Grunderkrankungen, wie z.B. Fettverwertungsstörungen, Nieren- und Lebererkrankungen oder Diabetes mellitus,
  • oder sogar vegane Sondennahrungen. 

Die Entscheidung für die enterale Ernährung über eine Sonde, ist nicht immer leicht und sollte immer sorgfältig mit allen Beteiligten besprochen werden. Eine Ernährungssonde muss nicht bedeuten, dass Betroffene nichts oral, also mit dem Mund, zu sich nehmen können. Je nach Schluckfähigkeit und Grunderkrankung ist es durchaus möglich, dass zusätzlich zur Ernährung über die Sonde noch gegessen bzw. getrunken werden kann. Dies sollte jedoch vorab immer mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Hat sich Ihr Ernährungszustand wieder verbessert bzw. ist die Therapie abgeschlossen, kann die Ernährungssonde auch wieder entfernt werden. 

Mehr zur Ernährung über eine Sonde 

Parenterale Ernährung bei Mangelernährung

Parenterale Ernährung bei Mangelernährung

Die parenterale Ernährung ist eine weitere Maßnahme zur Behandlung einer Mangelernährung. Der Begriff „parenteral“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet “am Darm vorbei” (para = neben, enteron = der Darm). Bei der parenteralen Ernährung wird der Magen-Darm-Trakt daher umgangen und alle wichtigen Nährstoffe und Flüssigkeiten in Form von Infusionen über die Vene direkt ins Blut verabreicht. Deshalb spricht man hier auch von intravenöser Ernährung.

Bevor die Entscheidung für die parenterale Ernährung jedoch fällt, sollten alle anderen Möglichkeiten, wie z.B. die orale Ernährung mit Trinknahrung oder die enterale Ernährung über eine Sonde, in Betracht gezogen werden. Denn unser Darm erfüllt wichtige Aufgaben in Bezug auf das Immunsystem, sodass es das Ziel sein sollte, seine Funktionsfähigkeit stets zu erhalten.

Somit kommt die parenterale Ernährung immer dann zum Einsatz, wenn die orale (über den Mund) und / oder die enterale Ernährung über eine Sonde nicht möglich oder unzureichend ist, wie z.B. bei folgenden Erkrankungen:

  • Chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa),
  • Darmverschluss (Ileus),
  • gastrointestinalen Blutungen und Perforation,
  • strahlenbedingten Darmentzündungen,
  • schweren Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis),
  • unstillbaren Durchfällen oder Erbrechen,
  • starken Verbrennungen.

Je nach Art und Dauer der parenteralen Ernährung wird ein peripherer Zugang, z.B. am Handrücken, oder ein zentralvenöser Zugang (z.B. intravenöser Port oder zentralvenöser Venenkatheter, kurz ZVK) angelegt.

Für die parenterale Ernährungstherapie stehen Infusionslösungen mit verschiedenen Nährstoffen in flüssiger Form zur Verfügung, wie Kohlenhydraten, Fetten, Eiweißen, Elektrolyten, Vitaminen und Spurenelementen. Diese können einzeln (z.B. Glukoselösung oder Fettemulsionen), kombiniert oder gemischt (Zwei- bzw. Dreikammerbeutel) verabreicht werden. Ähnlich wie bei der enteralen Ernährung über eine Sonde, kann die parenterale Ernährung die normale Ernährung ergänzen oder bei Bedarf vollständig ersetzen.

Meist ist die intravenöse Ernährung nur vorübergehend notwendig, bis der Verdauungstrakt wieder in der Lage ist, Nährstoffe ausreichend zu verwerten. Sobald dies möglich ist, wird die parenterale und enterale Ernährung über eine Sonde meist zunächst miteinander kombiniert, bis eine ausschließlich enterale oder sogar orale Nahrungsaufnahme wieder möglich ist.

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