Lebensmittel mit einem hohen Ballaststoff-Gehalt.
Lebensmittel mit einem hohen Ballaststoff-Gehalt.
Lebensmittel mit einem hohen Ballaststoff-Gehalt.

Ballaststoffe: Ballast oder unverzichtbar?

Ballaststoffe werden auch als Nahrungsfasern bezeichnet und sind unverdauliche Bestandteile pflanzlicher Lebensmittel. Wer sich um eine gesunde Ernährung bemüht, kommt an Ballaststoffen nicht vorbei. Obwohl sie kaum Energie und Nährstoffe liefern, tragen Ballaststoffe ihren Namen zu Unrecht: Sie sind kein Ballast, sondern sind ein sehr wertvoller Bestandteil unserer Ernährung und unverzichtbar für eine gesunde, funktionierende Verdauung. 

Vollkornbrot als wertvoller Ballaststofflieferant.

Welche Menge Ballaststoffe pro Tag ist empfohlen?

Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für Erwachsene täglich 30 g Ballaststoffe mit der Nahrung aufzunehmen. Erreichen können Sie diesen Richtwert durch eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten. Um auf die empfohlene Menge von täglich 30 g Ballaststoffen zu kommen, könnte ihr Speisplan für einen Tag wie folgt aussehen:

  • drei Scheiben Vollkornbrot,
  • eine Portion Früchtemüsli,
  • zwei bis drei Kartoffeln,
  • zwei Möhren,
  • zwei Kohlrabi,
  • ein Apfel
  • und eine Portion Rote Grütze.

Ihr erster Gedanke ist jetzt vielleicht: ganz schön viel! Wie soll ich das schaffen? Viele Menschen tun sich schwer, diese Empfehlungen in ihrem Alltag umzusetzen. Laut einer Studie nehmen wir in Deutschland zu wenig Ballaststoffe zu uns - im Schnitt nur etwa 20 g pro Tag. Dabei lässt sich die tägliche Ballaststoffzufuhr leicht steigern, wenn man weiß, in welchen Nahrungsmitteln besonders viel der Pflanzenfasern stecken.

Welche Arten von Ballaststoffen gibt es?

Unterscheiden lassen sich Ballaststoffe nach ihrer Wasserlöslichkeit und der Fähigkeit, Wasser zu binden. Man spricht daher von wasserlöslichen Ballaststoffen, die vor allem in Obst und Gemüse zu finden sind, und wasserunlöslichen Ballaststoffen, die überwiegend in Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten vorhanden sind.

Wasserlösliche Ballaststoffe

Lösliche Ballaststoffe, wie Guar, Pektin, Inulin, Oligofructose und weitere Präbiotika, fungieren als Quellstoffe. Sie können eine große Menge Wasser binden und so den Stuhl weicher machen. Dies erleichtert die Darmentleerung. Gleichzeitig dienen sie den gesunden Darmbakterien als „Futter“ und fördern so das Wachstum und die Aktivität der Darmbakterien. Somit sind sie essentiell für eine gesunde Darmflora und wirken Durchfällen (Diarrhoe) entgegen. Wasserlösliche Ballaststoffe beeinflussen zudem den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel sowie die Regulation der Immunabwehr positiv. 

Wasserunlösliche Ballaststoffe

Unlösliche Ballaststoffe, wie Zellulose oder Lignin, können deutlich weniger Wasser binden. Die Bakterien im Darm können unlösliche Ballaststoffe kaum abbauen und machen so den Stuhl durch die unverdauten Nahrungsfasern voluminöser. Dies regt die Bewegung des Darms an (Peristaltik) und sorgt für einen schnelleren Transport nach draußen. Auf diese Weise beugen sie einer Verstopfung (Obstipation) und Hämorrhoiden vor.
Wirkung von Ballaststoffen

Wirkung von Ballaststoffen: so unterstützen Sie unseren Körper

Ballaststoffe bestehen aus langkettigen Kohlenhydratmolekülen, die im Magen-Darm-Trakt nicht oder nur wenig abgebaut und daher fast unverdaut mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Dennoch sind Sie unverzichtbar für die Darmgesundheit und haben noch viele andere positive Wirkungen auf den menschlichen Körper.

So unterstützen Ballaststoffe in unserem Körper:

Sie verlängern das Sättigungsgefühl

Ballaststoffe sind Sattmacher. Sie regen zum gründlichen Kauen an und verlängern so die Dauer einer Mahlzeit. Dadurch stellt sich früher ein Sättigungsgefühl ein. Zudem verdicken Ballaststoffe den Nahrungsbrei im Magen. Die Zunahme des Volumens macht schneller satt. Da ballaststoffhaltige Nahrung länger im Magen verweilt, lässt darüber hinaus ein Hungerfühl länger auf sich warten.

Sie fördern eine gesunde Darmflora

Ballaststoffe haben einen positiven Einfluss auf die Entwicklung einer gesunden Darmflora. Sie dienen den „guten“ Darmbakterien, wie Lactobazillen oder Bifidobakterien, als Nahrungsgrundlage. Dabei entstehen kurzkettige Fettsäuren, die dabei helfen, die Schutzfunktion im Darm gegenüber schädlichen Keimen aufrecht zu erhalten und Durchfälle (Diarrhoe) zu vermeiden. Je mehr Ballaststoffe den Darmbakterien zur Verfügung stehen, desto besser können diese sich vermehren und für eine gesunde Darmflora sorgen.

Sie beugen Verstopfung (Obstipation) vor

Ballaststoffe können Wasser binden und quellen im Magen auf. Dadurch wird der Darminhalt vergrößert, die Darmbewegung (Peristaltik) zum Weitertransport des Darminhaltes angeregt und ein regelmäßiger Stuhlgang gefördert.

Sie wirken der Entstehung von Erkrankungen entgegen

Ballaststoffreiche Nahrung hilft, der Entstehung einer Reihe von Erkrankungen und Funktionsstörungen entgegenzuwirken. So senken sie das Risiko, an Koronarer Herzkrankheit, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken.

Sie senken den Cholesterinspiegel

Ein normaler Cholesterinspiegel ist die beste Schutzfunktion vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die regelmäßige Aufnahme von Ballaststoffen wirkt ausgleichend auf den Cholesterinspiegel im Blut. Ballaststoffe verstärken die Bindung und Ausscheidung von Gallensäuren aus dem Körper. Der Körper muss dadurch neue Gallensäuren produzieren und benötigt dazu Cholesterin, was den Blutcholesterinspiegel senkt.

Sie haben einen positiven Einfluss auf unseren Stoffwechsel

Ballaststoffe lassen den Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit nur langsam ansteigen und es wird weniger Insulin freigesetzt. Das ist besonders für Diabetiker vorteilhaft.

Ballaststoffreiche Lebensmittel: wo sind die Gesundheits-Booster versteckt?

Enthält ein Nahrungsmittel mehr als 5 Gramm Ballaststoffe pro 100 Gramm, gilt es als ballaststoffreich. Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen sind wertvolle Ballaststofflieferanten. Generell gilt bei Ballaststoffen: die Mischung macht’s. Greifen Sie deshalb zu verschiedenen Ballaststoffquellen, um den Körper mit unterschiedlichen Ballaststoffen zu versorgen und sich ausgewogen zu ernähren.

Damit Sie wissen, welche Lebensmittel Sie in Ihren Speiseplan besonders integrieren sollten, zeigen wir Ihnen die Spitzenreiter unter den ballaststoffreichen Lebensmitteln.

Getreide

Experten empfehlen, mindestens die Hälfte der täglichen Ballaststoffe in Form von Getreide zu sich zu nehmen. Weißmehlprodukte liefern kaum Ballaststoffe, Vollkornprodukte dagegen jede Menge. Besonders eignen sich

  • Vollkornmehl, Vollkornbrot, Vollkornpasta, Getreideschrot und –flocken vor allem aus Dinkel, Gerste, Hafer, Mais, Roggen sowie Weizen,
  • Müsli mit hohem Getreideanteil.

Hülsenfrüchte

Hülsenfrüchte als Ballaststoffquelle.

Hülsenfrüchte enthalten nicht nur viele Ballaststoffe, sondern sind auch ein guter Eiweißlieferant und enthalten kaum Fett. Besonders zu empfehlen sind:

 

  • frische oder getrocknete Erbsen,
  • Bohnen (weiße, rote, schwarze, braune),
  • Kichererbsen,
  • Linsen,
  • und Sojabohnen.
Unser Tipp für Sie: Hülsenfrüchte sollte man gut waschen. So reduzieren Sie das Risiko von Blähungen.

 

Gemüse

Der Ballaststoffgehalt von Gemüse ist sehr unterschiedlich. Einige Sorten, wie z.B. Tomaten, Zucchini oder Gurken besitzen einen hohen Wassergehalt und daher nur einen geringen Anteil an Pflanzenfasern. Auf den vorderen Plätzen bei Gemüse sind Artischocken, Schwarzwurzeln und Topinambur. Für eine ballaststoffreiche Ernährung mit Gemüse eignen sich auch

  • Kohl (Blumenkohl, Brokkoli, Grünkohl, Rosenkohl, Rotkohl, Weißkohl, Wirsing),
  • Möhren,
  • Fenchel
  • oder Kartoffeln mit Schale.

Obst

Beeren als Ballaststofflieferant

Auch unter den Obstsorten finden sich einige ballaststoffreiche Anwärter.

  • Trockenfrüchte wie Datteln, Feigen, Pflaumen und Rosinen enthalten besonders viele Ballaststoffe. Durch den hohen Zuckergehalt sollten Sie jedoch keine großen Mengen verzehren.
  • Bei den heimischen Obstsorten können vor allem Äpfel und Birnen punkten.
  • Daneben gibt es einige südländische Früchte mit hohem Ballaststoff-Gehalt, etwa Granatäpfel, Passionsfrucht oder Zitrusfrüchte.
  • Beeren, wie Holunderbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, Schwarze Johannisbeeren oder Brombeeren liefern ebenfalls viele Ballaststoffe. Viele Beerensorten wachsen auch bei uns in Deutschland, haben allerdings als frisches Obst nur eine relativ kurze Saison.

Nüsse, Kerne und Samen

Die meisten Nüsse, Kerne und Samen enthalten eine große Menge Nahrungsfasern – allerdings auch viele Kalorien und Fett. Deshalb sollten Sie diese in Maßen verzehren. Vor allem Lein- und Flohsamen sind für ihren hohen Ballaststoffanteil bekannt. Folgende Nüsse, Kerne und Samen sind zudem für einen ballaststoffreichen Speisenplan empfehlenswert:

  • Chiasamen,
  • Kürbiskerne,
  • Mandeln,
  • Sesamsamen,
  • Sonnenblumenkerne,
  • Pistazien,
  • Haselnüsse,
  • Pekannüsse
  • Macadamianüsse
  • oder Walnüsse.
Ballaststoffreiche Ernährung

Tipps für eine ballaststoffreiche Ernährung

Im Alltag ist es auf Dauer müßig, jedes Gramm Ballaststoffe in Lebensmitteln zu zählen, um die empfohlene Tagesmenge zu erreichen. Wenn Sie unsere Tipps beherzigen, können Sie ihren Speiseplan ganz einfach mit den wertvollen Nahrungsfasern anreichern und so Ihren täglichen Bedarf decken.

Allem voran: Trinken Sie ausreichend. Denn nur dann können die Ballaststoffe im Magen-Darm-Trakt auch quellen und ihre positive Wirkung entfalten.

Unsere Tipps für eine ballaststoffreiche Ernährung:

  • Wählen Sie immer die Vollkorn-Variante bei Getreideprodukten - egal ob bei Nudeln, Brot oder Reis. Denn diese enthält mehr Ballaststoffe als die jeweilige helle Version.
  • Tauschen Sie beim Backen einfach einen Teil des Mehls (z.B. Weizenmehl Typ 405 oder 550) zugunsten von Vollkornmehl (z.B. Weizenmehl Typ 1050) aus.
  • Essen Sie jeden Tag eine Handvoll Nüsse.
  • Sie sind ein Müsli-Fan? Dann peppen Sie dieses doch mit Nüssen, Kleie, Trockenobst oder Floh- und Chiasamen auf. Zusätzlich etwas Obst und Sie beginnen den Tag mit einem wahren Ballaststoff-Booster.
  • Streuen Sie geschrotete Leinsamen, Chiasamen oder Nüsse über Ihren Salat. Das schmeckt nicht nur gut, sondern bringt auch viele Punkte auf Ihrem Ballaststoff-Konto.
  • Essen Sie möglichst viel Gemüse und Obst. Ideal sind drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst im täglichen Speiseplan.
  • Wie wäre es mit einem Obst- oder Gemüse-Smoothie zum Frühstück? So starten Sie bereits gesund und ballaststoffreich in den Tag.
  • Für zwischendurch eigen sich Snacks mit der Extraportion Ballaststoffe, wie z.B. Obst oder Gemüse-Sticks. Unser Tipp: Schälen Sie das Obst und Gemüse nicht, denn die Schalen enthalten oft besonders viel der Nahrungsfasern.
  • Verzehren Sie mehrmals wöchentlich Hülsenfrüchte. Inzwischen gibt es auch Brotaufstriche, Nudeln und weitere Produkte auf Hülsenfrucht-Basis.

Wichtiger Hinweis

Stellen Sie Ihre Ernährung schrittweise auf eine ballaststoffreiche Kost um, damit sich Ihr Körper langsam daran gewöhnen kann. Zu Beginn kann ihr Darm mit Blähungen und Missempfindungen reagieren. Diese Begleiteffekte verschwinden in der Regel nach kurzer Zeit.

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