Mythen und Fakten Sondenernährung
Mythen und Fakten Sondenernährung
Mythen und Fakten Sondenernährung

Sondenernährung: Die häufigsten Mythen und Fakten

Sondenernährung, auch bekannt als enterale Ernährung, spielt eine entscheidende Rolle für Menschen, nicht in der Lage sind, ausreichend Nahrung oral aufzunehmen. Die richtige Anwendung von Sondenernährung kann nicht nur die Lebensqualität der Patienten verbessern, sondern auch deren Genesungsprozess erheblich unterstützen. Dennoch ist das Thema der Sondenernährung von Missverständnissen und Mythen umgeben. Um die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern und das Bewusstsein für die Sondenernährung zu schärfen, ist es wichtig, gängige Mythen zu entlarven und durch fundierte Fakten zu ersetzen. Hier haben wir für Sie einige der häufigsten Mythen und die dazugehörigen Fakten zusammengestellt.

Mythos 1: Sondenernährung ist eine End-of-Life Versorgung und nur im Endstadium einer Erkrankung geeignet

Fakt: Sondenernährung wird oft mit der Versorgung am Lebensende in Verbindung gebracht und hat daher oftmals ein negatives Image . Für viele Patienten, die aufgrund von Krankheiten vorübergehend oder langfristig nicht in der Lage sind, oral zu essen, ist sie jedoch von großer Bedeutung und sogar lebensrettend. Dazu gehören z.B. neurologische Erkrankungen, Krebserkrankungen oder chronische Erkrankungen. Die Sondenernährung kann die Lebensqualität, den Heilungsprozess erheblich verbessern und auch emotionalen Druck aus dem Thema Ernährung nehmen.

Zusammensetzung von Sondennahrung bzw. Sondenkost

Mythos 2: Industriell hergestellte Sondenernährung ist künstlich und ungesund

Fakt: Sondenernährung ist eine medizinische Intervention, die darauf abzielt, den Nährstoffbedarf von Patienten zu decken, die nicht oder nicht ausreichend in der Lage sind, Nahrung oral aufzunehmen. Gebrauchsfertige, industriell hergestellte Sondennahrung ist fast immer vollbilanziert, d.h. sie ist durch die Zusammensetzung der Nährstoffe zur ausschließlichen Ernährung geeignet und stellt alle lebensnotwendigen Nährstoffe zur Verfügung - vergleichbar mit einer ausgewogenen und gesunden Ernährung. 

Zum anderen stammen die Nährstoffe der Sondenkost größtenteils aus natürlichen Quellen, wie z.B. Eiweiß aus Milch oder Sojabohnen, Fette aus Sonnenblumenöl, Rapsöl oder Fischöl und Kohlenhydrate aus Maisstärke.

Daher kann der Begriff künstliche Ernährung in Bezug auf die Sondennahrung irreführend sein. Als künstlich kann man vielmehr die künstlich geschaffene Öffnung in den Magen bzw. Dünndarm bezeichnen, über den die Sondennahrung verabreicht wird. 

Mythos 3: Einmal Sonde, immer Sonde - und nie mehr etwas essen

Fakt: Hat ein Betroffener einmal eine Sonde erhalten, so ist er den Rest seines Lebens an die Sonde gebunden – so der Glaube von vielen.

Dabei muss die Sonde nicht immer dauerhaft notwendig sein. Manchmal ist die Ernährung über eine Sonde nur temporär erforderlich, wie z.B. nach einem Schlaganfall oder bei einer Krebserkrankung.

Wird die Sonde nicht mehr benötigt, kann diese ganz leicht endoskopisch wieder entfernt werden. Die Sondeneintrittsstelle verschließt sich innerhalb weniger Stunden von selbst. 

Und: Manche Sondenpatienten sind noch in der Lage, kleine Mengen zu Essen oder zu Trinken und müssen so auf ein Geschmackserlebnis nicht verzichten. Auch im Rahmen der Mundpflege kann der Geschmackssinn angeregt werden, wie z.B. durch in Fruchtsaft, Zitrone oder Brühe getränkte Wattestäbchen. 

Durchfall, Erbrechen, Obstipation bei Sondenernährung

Mythos 4: Sondenernährung führt immer zu Komplikationen

Fakt: Durchfall, Erbrechen, Übelkeit, eine verstopfte Sonde, eine Infektion am Magenstoma …. Komplikationen können bei Sondenernährung auftreten.

Dennoch ist die Ernährung über eine Sonde in der Regel sehr komplikationsarm. Eine korrekte Sondenplatzierung, regelmäßige Pflege der Sonde und die Beachtung von Hygienevorschriften sind entscheidend, um das Risiko von Komplikationen zu verringern. 

Und: Nicht immer ist die Sondennahrung schuld. Gerade Unverträglichkeitsreaktionen, wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen können andere Ursachen haben. So die Einnahme von Medikamenten, vorliegende Erkrankungen oder Handlingsfehler, wie z.B. eine zu schnelle Verabreichung der Nahrung oder eine zu kalte Nahrung, solche Symptome auslösen. 

Mobilität und Selbstbestimmung mit Sonde

Mythos 5: Der Alltag von sondenernährten Patienten ist wenig Selbstbestimmt und durch die Sonde stark eingeschränkt. 

Fakt: Ein aktives Leben mit einer Ernährungssonde? Für den ein oder anderen vielleicht nur schwer vorstellbar. Aber: Es ist möglich – ob reisen, schwimmen, tanzen usw. Nahezu alles, was Sie ohne Sonde gemacht haben, ist auch mit einer Sonde möglich. Es benötigt meist etwas mehr Vorbereitung und Planung, aber viele Sondenpatienten können ein selbstbestimmtes und aktives Leben führen.

Auch die Sondenernährung selbst kann auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt werden, um das für den Alltag passende Ernährungsregime zu finden – z.B. durch die Wahl der richtigen Nahrung (z.B. normo- vs. hochkalorisch, vegan, usw.), durch die passende Applikationsform (z.B. Pumpe- vs. Bolusapplikation), den Zeitpunkt der Verabreichung oder die richtige Sonde (z.B. PEG-Sonde vs. Button). 

Dies könnte Sie ebenfalls interessieren

Aktuelles
Nutzen-hochkalorische Sondennahrung
28.11.2024

Hochkalorischer Sondennahrung hat viele Vorteile

Der Einsatz hochkalorischer Sondennahrung bringt im Pflegealltag und für HomeCare-Versorger viele Vorteile mit sich. So sind die Nahrungen im Vergleich zu normokalorischer Nahrung z.B. hygienischer, zeit- und platzsparender.
Aktuelles
Neuigkeiten zur Ernährung bei chronischen Wunden
20.12.2023

Neues aus der Infothek: Ernährung und chronische Wunden

Ohne die richtige Ernährung kann sich die Wundheilung verzögern - das ist längst bewiesen. Im neuen Infothek-Artikel beantworten wir Ihnen die Frage, wie die Ernährung bei chronischen Wunden optimalerweise aussehen sollte, um den Heilungsprozess zu unterstützen.
Aktuelles
Tipps zum Verbandwechsel einer PEG-Sonde
09.04.2024

PEG-Sonde: Tipps zum Verbandwechsel

Wird eine Ernährungssonde gut gepflegt, kann diese Monate und sogar Jahre genutzt werden. Daher gehört der Verbandwechsel einer PEG-Sonde zu den Grundsätzen der Sondenpflege. Hier finden Sie ein paar wichtige Tipps.